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Amtsblatt Eisenstadt | Juli/August 2018
> Pflege-Serie Teil 28 – Demenz hat viele Farben
„Weglaufen – eine große Herausforderung“
Das plötzliche Weg- und Irgendwohin-Müssen – eine
weitere große Herausforderung in der häuslichen Pfle-
ge von Demenzerkrankten. Betroffen sind insbesondere
Menschen im mittleren Stadium der Erkrankung. Ein De-
menzerkrankter, der sich bei eisigen Temperaturen in leich-
ter Bekleidung aus dem Haus begibt, bringt sich in Lebens-
gefahr. Auf Grund der Erkrankung, die ihn in seiner subjek-
tiven Welt gefangen hält, bleibt er für Argumente jedoch
unerreichbar. Pflegende Angehörige sind daher oftmals
ratlos, wie sie sich richtig verhalten sollen.
Wie beim Schreien ist es das Beste, sich auf das Erleben des
Demenzerkrankten einzulassen und dessen Gefühle und
Antriebe anzuerkennen. Auf diese Weise fühlt er sich ver-
standen, bestärkt und erleichtert. Der Antrieb wegzulaufen
rührt nicht selten daher, dass sich der Demenzerkrankte an
seinem Ort nicht wohlfühlt. Deshalb ist es grundsätzlich
hilfreich und unterstützend, dafür zu sorgen, dass er sich
heimisch fühlt – indem man Stress, Reizüberflutung und
laute Geräusche vermeidet. Sofern möglich, sollte man si-
cherstellen, dass er zudem seinen Bewegungsdrang ausle-
ben kann, beispielsweise in einem geschützten Garten.
Neben der Unsicherheit und Unruhe, die aus der wahrge-
nommenen Veränderung der eigenen Person resultieren,
tritt zumeist ein Pflichtgefühl, das sich aus der Vergangen-
heit speist, die die Gegenwart als Erlebnisraum zunehmend
überlagert. Einer Demenzerkrankten, die als junge Frau ein
Kind großgezogen hat, kommt es dann vielleicht in den
Sinn, dieses vom Kindergarten oder der Schule abzuholen.
Die beste Strategie besteht in der Bestärkung, in der Beto-
nung der Wichtigkeit des Anliegens – verbunden mit einem
geschickten „Ablenkungsmanöver“, über das das Vorhaben
schließlich aus dem Blick und in Vergessenheit gerät.
Da sich das Weglaufen leider nicht vollständig vermeiden
lässt, ist es wichtig, Prävention zu betreiben. Hierzu bieten
sich technische Lösungen an wie etwa Fenstergriffe und
Türklinken, die nur in einer bestimmten, abweichenden Art
zu bedienen sind, oder sogenannte „Weglaufmatten“, die
beim Betreten ein Alarmsignal von sich geben. Alternativ
lassen sich Wohnungstüren hinter Vorhängen verbergen.
Bewährt haben sich auch spezielle Türfolien, die ein Bü-
cherregal vortäuschen. Beschriftete Armbänder mit Name,
Adresse und Telefonnummer sowie entsprechende Aufkle-
ber am Rollator ermöglichen im Falle des Falles eine rasche
Identifikation des „Ausreißers“ sowie die Verständigung der
Angehörigen.
Tipp des Monats
Demenz
Informieren Sie Ihre Nachbar-
schaft über Ihren demenzer-
krankten Angehörigen und
die Gefahr, dass dieser fortlau-
fen und sich verirren könnte.
Führen Sie dazu ein aktuelles
Porträtfoto mit sich. Gegebe-
nenfalls erinnern sich die Men-
schen in der näheren Umge-
bung später daran und können
so frühzeitig eingreifen.
Pflegedirektorin
Daniela Hodosi
Kostenlose Beratungsgespräche:
0676/882 66 8000
Infos auch unter:
www.hilfswerk.at/burgenland