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Amtsblatt Eisenstadt | Juni 2018
L A N D E S H A U P T S TA D T E I S E N S TA D T
Am 19. Mai hätte Fritz Kohlmann seinen 100. Geburtstag gefei-
ert. Ein guter Anlass, sich an diese eindrucksvolle Persönlichkeit
zu erinnern, die die Entwicklung Eisenstadts maßgeblich mit-
gestaltet hat.
Wer war dieser Fritz Kohlmann, der 2006 im 88. Lebensjahr ver-
storben ist? Geboren in Rheinland-Pfalz, 1938 als Soldat nach
Eisenstadt verlegt, wo er seine Frau kennenlernte und nach
Kriegsende ein Kaffeehaus eröffnete. Dieses „Schloß-Café“, das
später einer P.S.K-Bank weichen sollte, entwickelte sich zu einer
bis heute legendären Stätte der Gastlichkeit.
Das Café – so wird erzählt - hatte „gefühlt“ länger offen, als
ein Tag Stunden hat. Dort wurde disputiert, philosophiert und
Karten gespielt, hier schlugen sich Politiker und Unternehmer,
Künstler und Hofräte die Nächte um die Ohren, hier wurden
Visionen entwickelt und Ideen geboren, Bonmots aus den Är-
meln geschüttelt und Gerüchte gesponnen. Insider bezeichne-
ten es (durchaus zu Recht) als „heimlichen Regierungssitz“ des
Burgenlandes.
Und mittendrin Fritz Kohlmann, der die Geschicke des Lokals
umsichtig lenkte und auch selbst Impulsgeber für viele Pro-
jekte war. Er, der Zugezogene, hatte das Potenzial Eisenstadts
frühzeitig erkannt und mit seinen Mitstreitern – Rudolf Rötzer,
Willi Anderle, Horst Graschitz, Alois Kröpfl, um nur einige zu
nennen – Initiativen gesetzt, die Eisenstadt weit über die Gren-
zen des Landes bekannt gemacht haben: Er war Mitinitiator
und Geschäftsführer der Burgenländischen Weinwoche („Fest
der 1000 Weine“), Fremdenverkehrsdirektor, Vater der Städte-
partnerschaften mit Bad Kissingen und Colmar und Vizepräsi-
dent des SC Eisenstadt.
Fritz Kohlmann, einer aus der Kriegsgeneration, der überzeugt
war, dass Friede nur gelingt, wenn man Grenzen überwindet
und Menschen zusammenbringt; dass Erfolg nur möglich ist,
wenn alle zusammengreifen.
Fritz Kohlmann war ein stiller Diplomat, einer der nie in der ers-
ten Reihe, und dennoch oft im Mittelpunkt stand. Sein Freund
Dr. Hans Weiß, Oberbürgermeister von Bad Kissingen und
Präsident des bayrischen Senates, nannte ihn „Pontifex“, den
Brückenbauer, er selber nannte sich „einen Europäer, der gern
im Burgenland lebt“. Und von den vielen in- und ausländischen
Auszeichnungen, die er bekam, war er wohl besonders stolz auf
den „Europa-Orden“, der ihm – bereits 1976 – in Liechtenstein
verliehen wurde.
– Kurt Safrata
Autor Kurt Safrata – selbst viele Jahre im Bürgermeisterbüro des
Eisenstädter Rathauses tätig – war Fritz Kohlmann bis zu dessen
Tode eng verbunden.
> Im Gedenken an Fritz Kohlmann
Der Brückenbauer
Fritz Kohlmann wäre am 19. Mai 100 Jahre alt geworden.
Das legendäre Schlosscafé
1988: Fritz Kohlmann (2.v.r.) beim Empfang bei Bürgermeister
Kurt Korbatits (2.v.l.) anlässlich 10 Jahre Städtepartnerschaft mit
Bad Kissingens Oberbürgermeister, dem bayrischen Senatsprä-
sidenten Hans Weiß (l.) und dessen Nachfolger Georg Straus (r.)