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P F L E G E - S E R I E

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Amtsblatt Eisenstadt | September 2018

> Teil 29 – Demenz hat viele Farben

Körperpflege–Herausforderung

oderOhnmacht?

Wer seine Mutter, seinen Vater oder Partner auf die Toilette

begleitet und ihm die Inkontinenzeinlage möglicherweise

auch Unterhose und Hose wechselt – greift in die Intim-

sphäre des anderen ein. Das kann das Verhältnis belasten.

Spannungen lassen sich aber vermeiden, wenn der pfle-

gende Angehörige darauf bedacht ist, bei aller körperlichen

Nähe zugleich Distanz zur Intimsphäre des geliebten Men-

schen zu wahren.

Die tägliche Körperhygiene, das An- und Auskleiden wird

für Menschen mit Demenz zusehends schwieriger. De-

menzkranke haben mit fortschreitender Krankheit oft

Schwierigkeiten mit den Abläufen, sehen die Notwendig-

keit nicht ein oder erleben Unbehagen oder Ängste. Sie

sind auf die Hilfe der pflegenden Angehörigen angewiesen,

was viel Zeit und Geduld beansprucht und nicht selten zu

Konflikten führt. Wenn pflegende Angehörige das Verhal-

ten der erkrankten Person zu verstehen versuchen und

nach Lösungen suchen, lassen sich Konflikte oft umgehen.

Folgende Verhaltensregeln helfen dabei:

Selbstständigkeit

Dem Kranken nicht helfen, damit es schneller geht! Ziel ist

es, seine Fähigkeiten solange wie möglich zu erhalten. Des-

halb: Den Kranken darin unterstützen, soviel wie möglich

selbstständig zu machen.

Für Demenzkranke verlieren Worte ihre Bedeutung und

Aufforderungen verstehen sie nicht mehr. Besser ist es, dem

Kranken mit Gesten vorzumachen, was von ihm erwartet

wird, zum Beispiel: Zähne putzen, Haare kämmen etc. Ba-

dezimmer übersichtlich ausstatten. Nur bereitstellen, was

nötig ist. So kommt der Kranke nicht in Entscheidungsnot.

Spiegel: Dem Demenzerkrankten die Möglichkeit geben,

sich im Spiegel zu betrachten. Wenn er sich aber nicht mehr

erkennt oder sich im Spiegelbild sogar als fremde Person

wahrnimmt, die ihn beobachtet, verhängt man den Spiegel

besser mit einem Tuch.

Wenn etwas gut geklappt hat – den Kranken viel loben! Das

stärkt sein Selbstwertgefühl und Wohlbefinden.

Tipp des Monats

Demenz

Ausreichend Zeit mitbringen

und für eine entspannte Atmosphäre sorgen

Kleidung:

Gegenstände und Kleidung des Kranken immer an den

gleichen Platz legen.Die Auswahl der Kleidungsstücke

begrenzen. Pflegeleichte, leicht an- und auszuziehen-

de Kleidung wählen (ohne Gürtel, wenige und nicht

zu kleine Knöpfe, Zweiwege-Reißverschlüsse, etc.)

Abends zusammen mit dem Kranken die Kleidung

vorsortieren und für das Anziehen in der richtigen

Reihenfolge bereitlegen. Die Bekleidung sollte immer

leicht zu öffnen sein – erleichtert auch den Toiletten-

gang. Kleidungsstücke möglichst nicht über den Kopf

ausziehen – das kann Angst machen. Beim Ankleiden

immer nur ein Kleidungsstück in die Hand geben. Für

rutschfeste Hausschuhe sorgen. Wenn der Kranke dar-

auf besteht, immer dasselbe anzuziehen: zwei gleich-

artige Kleidungsstücke besorgen, um die verschmutz-

te Kleidung unauffällig reinigen zu können.

Körperpflege:

Den Kranken von vorne pflegen und Blickkontakt su-

chen und halten. Pflegeablauf in einzelne Schritte

gliedern (zumBeispiel: Gesicht waschen, Gesichttrock-

nen, Gesicht eincremen, Haare kämmen, etc.) und den

Kranken vorab über den nächsten Schritt informieren.

Wenn möglich immer mit einer Hand Körperkontakt

halten (zum Beispiel eine Hand auf der Schulter liegen

lassen): Das vermittelt Sicherheit. Wenn die Körper-

pflege nicht mehr so durchführbar ist wie früher – ein-

fach weniger machen.

Duschen:

Körperpflege beim Duschen: Immer von unten nach

oben. Haare beim Duschen erst zum Schluss waschen:

Ein Demenzkranker wird unruhig, wenn das Wasser in

Ohren, Augen oder Mund läuft (zum Beispiel: kleines

Handtuch zum Schutz vor die Augen halten)! Besser

duschen als baden: Duschen gibt das Gefühl, sich be-

wegen zu können. Eine Badewanne kann einengend

wirken und Angst machen. Das gilt auch für einen

Badelift. Sicherheit: In die Dusche Haltegriffe einbau-

en lassen und den Kranken einen Duschhocker benut-

zen lassen.

Pflegedirektorin

Daniela Hodosi

Kostenlose Beratungsgespräche:

0676/882 66 8000

Infos auch unter:

www.hilfswerk.at/burgenland