Historische Gartenanlagen bildeten über Jahrhunderte ein repräsentatives Element der adeligen Hofhaltung, heute dienen sie als Naherholungsgebiete und sowie touristische Anziehungspunkte und sind damit mit unterschiedlichen Nutzungen und Fragestellungen konfrontiert. Das grenzüberschreitende Interreg-Projekt „ParksFit4Future“ hat es sich zum Ziel gesetzt, die historischen Schlossparks in Eisenstadt, Wien-Schönbrunn, Stupava und Modra (Slowakei) unter diesen Gesichtspunkten weiterzuentwickeln und auf die Herausforderungen des Klimawandels vorzubereiten.
Projektpartner aus Wien, dem Burgenland und der Slowakei
Als Leadpartner und damit als Verantwortlicher für die Koordination der Projektentwicklung und -umsetzung fungiert die BSK Bratislava mit dem Projekt der Revitalisierung des historischen Landschaftsgartens der Familie Pálffy in Stupava (Landkreis Bratislava). Weitere Projektpartner sind das Malokarpatské osvetové stredisko v Modre (Kleine-Karpaten Bildungszentrum Modra) mit dem Jagdschloss Modra und dem angeschlossenen Ziergarten, die österreichischen Bundesgärten mit dem Schlosspark Schönbrunn sowie die Schlosspark Eisenstadt Erhaltungs GmbH mit dem Schlosspark in Eisenstadt.
Gemeinsame Strategien und Ausbildungsmaßnahmen
Trotz ihrer Verschiedenheit stehen alle vier Parkanlagen vor denselben Herausforderungen, was sich in einem gemeinsamen Managementplan und einem Manual zur Garteninterpretation niederschlagen wird. Großen Einfluss auf zukunftsweisende Maßnahmen haben vor allem die Klimaveränderungen. Daher lautet eines der gemeinsamen Ziele der grenzüberschreitenden Aktivitäten, die Parks durch entsprechende Pflanzungen klimafit zu machen und dabei den historischen Vorgaben möglichst treu zu bleiben. Um hier entsprechende Fachkräfte auszubilden, sieht das Projekt „ParksFit4Future“ in Kooperation mit der FH Burgenland die Schaffung einer School for Traditional Gardening vor. Schwerpunkt der Ausbildung liegt einerseits auf der praxisnahen und auf historische Anlagen bezogenen Wissensvermittlung und andererseits auf der Einbeziehung klimarelevanter Fragen.
Lenkung der Besucherströme und Attraktivierung
„Durch den Klimawandel müssen sich historische Gärten anpassen. Das Denken sowie die Pflege des Schlossgartens müssen resilient werden, um die großen Herausforderungen, die in der Zukunft auf uns warten, zu meistern“, erklärt Gerd Koch von den Österreichischen Bundesgärten. „Außerdem bilden Schlossparks Anziehungspunkte für den Tourismus, welcher große Ansprüche an den Erhalt sowie die Attraktivität der Anlagen stellt.“ Es gilt einerseits, das Bewusstsein der Besucher:innen für den historischen Grünraum zu wecken sowie andererseits die Besucherströme besser zu lenken. Während Schönbrunn und Eisenstadt ihre zahlreichen Besucher:innen durch interaktive Informationssysteme durch die Anlagen leiten wollen, wird in Stupava und Modra der Plan verfolgt, mehr Gäste anzusprechen.
Ambitionierte Ziele für den Schlosspark Eisenstadt
„Der Schlosspark ist die grüne Lunge Eisenstadts, die intakte Natur, Kultur und Geschichte vereint. Hier treffen historische Eindrücke auf vielfältige Nutzungsmöglichkeiten. Angesichts der Herausforderungen, die uns der Klimawandel in ganz Europa beschert, arbeiten wir jetzt im Rahmen des EU-Projekts ParksFit4Future international mit Experten zusammen, um unseren Park klimaresilient zu machen“, so Thomas Steiner, Bürgermeister von Eisenstadt.
Im Eisenstädter Schlosspark soll unter anderem der historische Wasserkreislauf wiederhergestellt werden. „Das Wasser bildet ein wesentliches Element englischer Landschaftsgärten und fehlte daher auch in der Eisenstädter Anlage nicht, allerdings wurden die künstlich geschaffenen Zuleitungen sowie der Wasserkreislauf im 20. Jahrhundert unterbrochen. Eines unserer Projektziele ist die Reaktivierung des historischen Bachlaufs unter Einbindung modernster Technik“, sagt Dipl.-Ing. Christian Widder, Geschäftsführer der Schlosspark Eisenstadt Erhaltungs GmbH. Für das Projekt sollen ein Pumpenschacht sowie Pumdruckleitungen vom Maschinenteich zum Obeliskteich errichtet werden, sodass das Wasser nach historischem Vorbild über eine Pumpe vom tiefsten zum höchsten Punkt gebracht wird. „Einen weiteren Schwerpunkt legen wir auf die Ausbildung des Gartenpersonals – ein Aspekt, der in Eisenstadt ebenfalls lange Tradition hat. Der Fokus wird dabei unter anderem auf die klimatischen Veränderungen und deren Einfluss auf Pflanzen und Gehölze bzw. entsprechende Alternativen zu traditionellen Parkpflanzen gelegt“, so Widder abschließend.